Sonntag, 04.09.2005
8 Uhr gibt es Frühstück, wir haben bereits gepackt und nach dem Essen verstauen wir alles auf den Rädern.
9 Uhr stehen wir an der Kugelbake, dem Anfang unserer großen Tour, welchen wir noch kurz auf Fotos verewigen. Voller Erstaunen
bemerken wir, dass der erhoffte Rückenwind aus einer völlig falschen Richtung weht. Gegenwind! Das Hochdruckgebiet welches die Warmluft nach Deutschland schaufelt, bringt Wind von Südost. Und der
ist ziemlich heftig. Das spüren wir in Cuxhaven noch recht wenig, doch als wir das Hafengelände, in welchem es so wunderbar nach Fisch riecht, landwärts verlassen, weht es uns recht gemein ins
Gesicht. Kilometerweit geht es nun immer zwischen Elbstrom und Deich entlang. Nervend sind die vielen Schafzäune, pausenlos heißt es absteigen, Tor öffnen, Rad durchschieben, Tor schließen,
aufsteigen… So erkennen wir schon bald, dass wir keinen besonderen Stundenschnitt erreichen werden.
Die Elbe ist immer noch riesig, auch hier sind einzelne Wattgebiete sichtbar, an den Nebenflüsschen sieht man ganz deutlich den
Gezeitenunterschied. Besonders schlimm ist dann das Stück durch Marschland vor Freiburg. Dort kommen wir nur langsam gegen den Wind vorwärts, das zehrt an der Kraft, das demotiviert.
Drüben sind aber schon Brunsbüttel und das Kernkraftwerk Brokdorf in Sichtweite. Wir wollten ursprünglich auf dem
linkselbischen Ufer fahren, über Stade nach Hamburg. Doch über eines der Sperrwerke, mit denen man den Wasserstand der Nebenflüsschen reguliert und die Dörfer vor Fluten schützt, kommen wir erst
ab 17 Uhr. Das ist uns zu spät.
Wir sind jetzt in Wischhafen, haben ca. 60 Kilometer zurückgelegt, es ist halb zwei und wir machen Mittagsrast an einem Imbiss und
trinken zwei große Radler (Alster). Hier fährt die Fähre nach Glückstadt hinüber. Diese nehmen wir also und nach einer reichlichen halben Stunde Überfahrt über den breiten Elbstrom landen wir ¾ 3
in Glückstadt und fahren unverzüglich weiter. Auch hier viele Leute, Schafgatter, teilweise regelrecht zugeschissene Radwege, aber es geht recht zügig vorwärts. Erst nach weiteren 35 Kilometern
halten wir in einem kleinen Cafe in Hohenhorst, wo wir erneut Pause machen. Es ist halb fünf. Hamburg ist nicht mehr weit.
Wedel, einen Vorort, erreichen wir kurze Zeit später, dann geht es direkt am Fluss entlang, überall Badestrände, aber auf Grund
der großen Schiffe, die hier ständig fahren, ist das Wasser sicher nicht sehr sauber. Schiffsbegrüßungsanlage, man begrüßt hier einfahrende oder verabschiedet herausfahrende Schiffe mit deren
Nationalhymne, die per Lautsprecher übers Wasser geplärrt wird.
Blankenese, ein wunderbarer exklusiver Villenvorort, pompöse, auch stilvolle Villen, Schlösschen, in Wäldchen und Parkanlagen
direkt am Fluss versteckt, dann Hamburg, auch hier zunächst sehenswerte alte Häuser, stille Vororte, ehe wir das quirlende Zentrum am Fischmarkt und den Landungsbrücken erreichen. Südlich die
weiten Fabrikanlagen, wo man den Airbus baut und das riesige Hafengelände…
Wir sind ziemlich knülle, aber die Jugendherberge, in der wir bei unserer letzten Rast angerufen hatten, liegt direkt oberhalb der
Landungsbrücken. Tolle Sicht von oben auf den Hafen. Wir bekommen zwei Betten (25,- EUR, wir zahlen als Senioren noch einen Zuschlag von 3 – 4 EUR), teilen uns das Zimmer mit zwei
Anderen.
Nach dem Duschen dann Stadtgang. Erst sehen wir uns das Treiben an den Landungsbrücken an, es dämmert, wird dunkel, wir laufen mit
einer Büchse Bier durch die Gegend, das würde man zu Hause wohl kaum tun :-), die Lichter des Hafens leuchten...
Dann geht es in Richtung Sankt Pauli. Nachdem, wir einen Hühnerfleischdöhner als Abendbrot gegessen haben, wollen wir zur nahen
Reeperbahn. Doch schon auf dem Weg dorthin haben wir kaum eine Chance, denn die zahlreichen Mädchen, die hier auf Freier warten, sprechen jeden Mann, der hier schlendernd vorbeikommt, an, halten
ihn sogar fest, diskutieren und versprechen für 30 EUR je halber Stunde alles… Ich kämpfe mich irgendwie durch, Spanni ist gutmütiger und diskutiert lange mit Antje, die ihn nicht gehen lassen
will. In dieser Zeit, wo ich auf ihn warte, habe ich nun aber auch keine Ruhe, mich will die schwarzgefärbte Diana für 30 EUR in ihr Zimmer mitnehmen. Aber irgendwie schaffen wir es nun doch bis
zur Reeperbahn. Und hier dann Leuchtreklame, Davidswache, Sex-Shops, Sex-Shows, Touristennepp…Große Freiheit Nr. 7, dann die Türsteher, die auf Kundenfang sind, Einer ist ein richtiges Original,
der über sich selbst lachen muss, Eine andere reagiert unwirsch und aggressiv als Spanni die falsche Antwort gibt, „er hätte in der Schule nicht aufgepasst“…
Nach einer Weile aber nervt das Ganze doch ziemlich, so dass wir gegen 22 Uhr wieder in der JH sind.
131,30 km, 7:17:06 Std, Schnitt: 18,02 km/h