Marangu-Gate, das sind ein paar Finnhütten mit Souvenirladen, in dem sich Dagi noch einen hervorragenden Schlapphut Marke "Kilimanjaro" kauft und das Büro, in dem wir uns alle eintragen müssen. Einige von uns können sich sogar noch Teleskopwanderstöcke ausleihen.
Das schwere Gepäck ist unterdessen auf die Träger verteilt worden, wir sehen sie bis zur Mandara-Hut jetzt das letzte Mal
Wir benötigen noch einige Zeit, ehe alle Formalitäten abgeschlossen sind, fotografieren und filmen die unweit angebrachten Tafeln zu Ehren Hans Meyers, seiner Träger und Guides und die Warntafel, sich bei gesundheitlichen Beschwerden nicht zu hoch hinauf zu wagen.
Ich muß ehrlich zugeben, wir alle haben solch einen Respekt vor dem Berg, daß wir bereits jetzt schon in uns hinein lauschen.
Werden wir es verkraften oder nicht?I Und ich spüre die Anspannung in meinem leicht rebellierenden Magen. Hoffentlich beruhigt der sich wieder, sonst war es schon das Ende.

Viertel zwölf ostafrikanischer Zeit ist Abmarsch.
Es geht los!
"Pole pole", "langsam, langsam" ist die oberste Devise, die wir unbedingt einhalten müssen.
Und Trinken, viel viel Trinken ist notwendig.
Wir werden nur von zwei Guides begleitet, Frederick ist der Chef der gesamten Truppe.
Zunächst müssen wir ein Stück steil aufwärts Straße laufen, doch die endet bald und wir biegen vom Fahrweg auf einen schmalen Regenurwaldpfad ab. Nun umgibt uns dichtes dämmriges Grün, überall hängen Lianen und Flechten von den Bäumen, das Unterholz ist üppig und die Luft ist hier auf fast 2000 Metern angenehm und entgegen unseren Erwartungen nicht zu feucht.
Kleine Bäche und Wasserfälle machen dieses Fleckchen Erde zu einem kleinen Paradies, der Weg ist wahrhaftig ein wunderschönes Erlebnis. Einmal sehen wir einen Colobusaffen von Ast zu Ast springen, im Dickicht lärmen unsichtbar für uns Turakus, Nashornvögel.
Keine Zeitvorgabe drängt uns, niemand macht Tempo, so können wir wirklich lange diesen Wald genießen, ehe wir wieder auf den stärker begangenen Hauptweg stoßen.
Viele kommen uns entgegen, manche sehen arg müde und geschafft aus, manche machen einen recht guten Eindruck.
Und ein Engländer (oder Amerikaner), der mit seinen Freunden am Uhuru war, erzählt vom Aufstieg bei Mondschein, dem Sonnenaufgang und prägt den Satz "Get ready for the pain".
Na Prost Mahlzeit auch. Aber so "painful" sahen die Leute nicht aus. Oder doch?!
Nach drei Stunden durch Wald und Wolken erreichen wir auf einer Lichtung die Mandara-Hütten.
Die älteste Hüfte ist die Bismarck-Hütte und wurde 1906 errichtet, die anderen dagegen, wie auch die Horombo Huts, wurden von Norwegern erbaut, sehen aus wie Finnhütten und gewinnen die Energie mit Solarzellen.
Schön ist es hier mitten im Urwald und doch schon 2727 Meter hoch gelegen.
Ein Blick in die Ebene nach Süden zeigt uns den weit entfernten Lake Chala, bevor sich Wolken dazwischen drängen.
Und ein reges Leben von internationalen KiIi-Touristen, Trägern und Köchen pulsiert um und in den Hütten.
Wir bekommen im Haupthaus über dem Aufenthaltsraum Quartier in einfachen Doppelstockbetten, die ganze Gruppe bleibt so zusammen und nach dem in den nächsten Tagen obligatorisch werdenden Tea with Milk und Popcorn brechen wir noch einmal zu einem Spaziergang zum nahen Maundi-Seitenkrater auf, um den richtigen Hunger fürs Abendessen zu bekommen.
Der Regenwald mit seinen märchenhaften Bäumen, den lang von den Ästen herabhängenden Bartflechten, den roten Blüten, den Strohblumen und den andern Gewächsen hinterläßt in uns faszinierende Eindrücke.
Und auch die Aussicht vom Rand des schon dicht. bewachsenen Seitenkraters auf die wehenden Wolken unter uns ist wunderschön. Eine Stille herrscht hier, das ist unfaßbar.
Hinter uns, in nördlicher Richtung türmt sich Etage für Etage das Mawenzimassiv in die zweite höhere Wolkenschicht auf.
Gewaltig...
Das Abendessen ist ebenfalls ein Gedicht, mit großem Aufwand bekommen wir jetzt Abend für Abend mehrgängige Menüs mit Suppe, Reis, Kartoffeln, Chicken, Schweinefleisch und Früchten (Papayas, Mangos, Avocados, Bananen usw.) vorgesetzt, für die wir den Köchen wirklich dankbar sein müssen.
Solch etwas Vorzügliches haben wir auf keinen Fall erwartet, noch dazu mitten in Afrika.
Gesättigt und gestärkt sitzen wir danach noch zusammen, allen geht es einwandfrei und die Zuversicht wächst.
Morgen früh soll es halb neun weitergehen.
Aber den unendlichen afrikanischen Sternenhimmel müssen wir uns unbedingt noch anschauen.
Kalt ist es draußen.
Sicher liegt die Temperatur nur knapp über dem Gefrierpunkt.
Und um neun liegen wir alle mehr oder weniger schön in der Koje.
Wenn wir da an Norwegen im vergangenen Jahr denken, als die Tage gar kein Ende nahmen.