Dingboche - Lobuche - Dingboche

 

Sonntag, 19.11.1995
Wir lassen uns heute morgen viel Zeit.
Das Wetter wieder herrlich, wie immer, nur nachts pfiff der Wind ganz schön.
Und dann waren es draußen -12°C am Morgen. Drinnen -2°C und im Schlafsack +27°C.
Wenn das kein Härtetest ist.
Und mit dem Darm habe ich auch! ein wenig Probleme.
Trotzdem gehen wir nach dem Frühstück, ich kriege es kaum hinter, nach Chukhung hinauf.
Die Engländer und Amis wollen nach Dughla und morgen nach Lobuche.
Wir brechen dreiviertel zehn auf, die Spur ist gefroren und gut, aber die Höhe und der Schnee bremsen unser Vorankommen trotzdem ganz beachtlich. Trotz der Sonne wird es auch nicht mehr so recht warm.
Allmählich steigen wir im flachen Imja Kosi Tal nördlich des Ama Dablam aufwärts, überall tiefster Schnee.
Und wir nähern uns der Lhotse-Südwand. Mir bleiben jedoch immer mehr die Kräfte weg. Unscheinbar neben dem Riesen Lhotse steht der 6000-er Island Peak.
6000 Meter sind in dieser Umgebung scheinbar gar nichts. Welch ein Zwerg ist der Island Peak hier oben.
Trotz meiner angeschlagenen Konstitution überholen wir sogar noch Leute und kommen dreiviertel zwölf im tiefverschneiten Chukhung, einer Sommeralm unter der Lhotse-Südwand an.
Hier treffen wir auch die Holländer von Namche Bazar und einige andere von Thengboche wieder.
Das Gebirgspanorama ist diese letzte Anstrengung auf jeden Fall wert, aber die Noodle soup läßt sich nur schwer schlucken.
Wir sitzen reichlich zwei Stunden hier oben im Herzen des Himalaja.
Welch ein Erlebnis. Hier oben ist die Welt zu Ende.
Von hier geht es nur noch in die Basislager des Baruntse und der Lhotse-Südwand.
14 Uhr begehen wir uns wieder talwärts nach Dingboche.
Der Rückweg gestaltet sich schwieriger als der Aufstieg, denn die Sherpas haben versucht, eine Herde Yaks hinauf zu treiben und diese haben die Spur total zertrampelt.
So tasten wir uns mühselig abwärts, bei jedem Schritt daneben versinkt man bis zu den Hüften im Schnee. Als die Sonne hinter den Wolken verschwindet, wird es kalt, aber wir sind 16 Uhr wie­ der in der Lodge und mit den Sherpas sind wir heute nacht die Einzigen.
Ich bin ziemlich sick of altitude und friere eine Runde vor Erschöpfung. Tja, das war dann auch das Optimale, was wir unter diesen Bedingungen machen konnten.
Weiter hoch wäre es zur Tortur geworden und wir hätten es ganz sicher nicht geschafft.
Kein Grund zum Ärgern also, was wir tun konnten haben wir getan.
So vergeht der Nachmittag, noch Abendessen und dann 19 Uhr ab in die Koje.