Sonntag, 03.Juli 1994


Früh um neun nach dem Frühstück ist Abmarsch. Das Wetter ist nach wie vor...
Nebel und Niesel, aber kein Frost.
So kommen unsere Regenmäntel auch noch zum Einsatz.
Schnell lassen wir die Horombo Hut über uns zurück, es zieht uns förmlich bergab.
Als wir weit unten die Heide verlassen und in den Wald kommen, sind wir zwar unter den Wolken, aber die Nässe trieft nur so von den Bäumen und Sträuchern.
Er macht seinem Namen alle Ehre, der Regenwald, und wir sind bald auf dem glitschigen ausgetretenen Weg von unten bis mindestens zu den Knien schlammbespritzt.
So ein Spaß aber auch.
Aber warm ist es geworden. Im Unterholz lärmen wieder die Turakus, Frederick erzählt etwas von Löwen, die es am Shira geben soll und ein Colobusaffe schwingt sich durch die Baumwipfel.
An der Mandarahütte legen wir eine große Mittagspause ein.
Die Leute, die heute hoch gehen, haben wirklich ein wenig Pech, denn die Sicht ist weiter oben gleich null und so schlammbeschmiert den Kibo in Angriff zu nehmen, ist auch nicht gerade erhebend.
Der Chalasee ist von der Mandara zeitweise zwischen den Wolken wieder zu erkennen.
Und auch hier kommt es mir wie eine halbe Ewigkeit vor, als wir auf der Mandarahütte übernachteten.
Im Vergleich zum Aufstieg ist heute gar nichts los. Aber es ist noch früh am Tag, die meisten werden erst am Nachmittag erwartet...
Unterhalb der Mandara Hut tragen wir wieder unsere Schlammschlacht aus, treffen im dichten Wald viele, die bergauf kommen und einige, die uns fragen, ob wir "have done it, "Oh, yes", aber wie..
"Get ready for the pain"
Statt des Urwald pfades nehmen wir zum Marangu Gate nun den Fahrweg, der stark begangen und recht eintönig ist.
Nur die Herde Colobusaffen, die wir eine halbe Stunde lang beobachten können, verschafft uns Unterhaltung. Und auf dem letzten Kilometer begleitet uns Oscar, ein pfiffiger Junge, der mit uns ein wenig Konversation pflegt und es am Ende doch tatsächlich schafft, mir zwei Kugelschreiber abzuluchsen.
Marangu Gate, Trägergetümmel, Abbey begrüßt uns nach einer langen Woche mit Handschlag und Gratulation.
Wir sind fast wieder daheim.
Und wir haben den Kilimanjaro bestiegen.
Nach dem Austragen bzw. Eintragen ins Gillman's Point- und Uhuru-Peak-Buch, wir sind ungefähr die 2500-sten in diesem Jahr auf Gillman's Point, sammeln wir uns noch einmal zu einem Abschlußfoto mit allen Guides, Trägern und Köchen.
Hier kommt es nun noch zu einigen Momenten, die den schönen Abschluß unserer Tour etwas beeinträchtigen, denn unsere Träger sind arg enttäuscht über das Trinkgeld und die Spenden an Kleidungsstücken.
Ist ja verständlich, die Leute haben bei Kälte und Nebel unser Gepäck teilweise in Badelatschen und dünnen Jackets hinauf und hinab geschleppt.
15 $ pro Nase sind meiner Meinung nach wirklich ein bisschen zu wenig für diese Arbeit.
Und meine Schuhe, die Dagis Träger von mir haben möchte, kann ich ihm leider auch nicht abtreten. Also traurige lange Gesichter von seiten der Träger, und ein schlechtes Gewissen unsererseits.
Aber was sollen wir gegen das Elend tun?!
Die Landrover stehen schon bereit und ein wenig sind wir froh, aus dieser Situation entkommen zu können. Das war's.
KILlMANJARO 1994