Phakding - Namche Basar


Mittwoch, 15.11.1995
Gegen sieben wachen wir auf.
Es sind 6°C im Raum und,Mike hat ziemlich gefroren. Nach der flüchtigen Wäsche (die wir einige Tage später herbeisehnen werden) und dem kleinen Frühstück brechen wir dann auf.
Wieder geht es in stetigem Auf und Ab immer höher ins Dudh-Kosi-Tal hinauf.
Das Wetter ist wieder Klasse, eine sengende Sonne und strahlend blauer Himmel nur im Schat­ten der steilen Berghänge ist es recht kalt.
Als uns Kinder dabei erwischen, wie wir sie fotografieren, sind wir ratzbatz einen Dollar los.
Und viele Touris sind auch wieder auf dem Weg.
Nach einer Wegbiegung schiebt sich allmählich die wunderschöne Eiswand des Tramserku (6803) ins Blickfeld.
Nun merkt man, daß man im Himalaja ist. Faszinierend und gigantisch.
In Monjo, einem kleinen Dorf kurz vor dem Eingang in den Sagarmatha National Park machen wir eine Stunde Mittag.
Und als die Wirtin nach der Nudelsuppe und dem Reisteller noch ein Stück einheimischen Apfel­strudel hinstellt, ist die Welt vollkommen in Ordnung.
Die Sonne brennt und wir sind satt und zufrieden. Die Landschaft ist faszinierend. Eigentlich gibt es keinen Grund, weiterzugehen. Aber der Berg ruft!
Also brechen wir wieder auf und passieren kurz darauf das Nationalparktor.
Immer noch geht es am Fluß entlang, über schaukelnde Hängebrücken und immer noch auf und ab.
Doch nach der letzten Brücke, die sich zig Meter hoch über dem tosenden Fluß spannt, beginnt endlich der 600-Meter-Äufstieg nach Namche Bazar.
Dem Ältere der beiden Träger macht die Last ganz schön zu schaffen, doch sein Tempo ist genau richtig für uns. Wir kommen gut aufwärts, gegenüber Tram­serku, Kusum Kangguru und nach Westen die Eisriesen um das Bhote-Kosi-Tal.
Und auf einmal, nach einer Wegbiegung, sehen wir in der Ferne den Everest, Sagarmatha, Chomolungma...

Der erste Blick auf den höchsten Berg der Welt. Göttinmutter der Erde. Der höchste Berg der Welt.
Aber ohne respektlos sein zu wollen, so hoch sieht der von hier noch gar nicht aus. Wir sind wohl noch zu weit weg
Weiter oben noch einmal Blick auf den Lhotse, auch der ist noch fern und wirkt überhaupt nicht mächtig. Durch ausreichende Pausen sind wir nicht sehr geschafft, als wir halb drei durch die Gassen von Namche wandeln. Der Ort liegt hufeisenförmig hoch in einem Tal.
Aber was ist hoch?
In diesem Gebirge sind 3450 Meter noch keine Höhe. Nach einer großen Kanne Tee gehen Chul­dim, ein Träger und Mike nochmal hinauf nach Shyangboche, welches am oberen Ende unseres Tales liegt, während Frank, der ein wenig mit der Höhe zu tun hat, und ich (I feel good) uns hier in Namche schon mal ein wenig umsehen.
Die Gassen sind von regem Leben erfüllt, Geschäft befindet sich an Geschäft, Souvenirstand an Souvenirstand und Leute, Sherpas, Trekker und Yaks...
Viertel vier verschwindet die Sonne hinter dem Nupla, der finster über Namche aufragt, aber hoch oben am Tramserku und am Kusum Kangguru, an deren Südseiten Quellwolken aufziehen, scheint sie noch lange.
Viertel fünf sind die anderen mit den Rucksäcken wieder zurück.
Ein Glück, nun dürfte es keine Probleme mehr geben. Der Ofen im Dining room ist geheizt, es ist schön warm, draußen wird es dreiviertel sechs endgültig finster und hier drinnen wird es urgemütlich.
Und Chuldim sagt immer noch, daß Kala Pattar because of snow impossible is...
Der frühe Winter hat alle überrascht.