Sonntag, 18.07.2010
Es hat die ganze Nacht geregnet! Draußen grauer Himmel, drohende Wolken und Sturm! Dazu unsere Kellnerin, die uns mitteilt, dass der gedeckte Frühstückstisch nicht für uns ist. Wir können ja ein Frühstück kaufen... Wir diskutieren noch ein wenig, auf dem Ausdruck steht „inkl. Frühstück“.
Allerdings haben wir abends tatsächlich 320 statt 360 Kronen bezahlt und müssen so das Frühstück, Eier mit Schinken zusätzlich kaufen. Na ok, wir wollen uns deswegen den Tag nicht verderben lassen, obwohl wir uns abgezockt fühlen.
Als wir die Räder mühevoll aus der Garage bugsiert haben, steht sie plötzlich noch einmal da und braucht die Ausweise. Soll sie... Aus den angekündigten zwei Minuten werden dann zehn, ehe wir endlich gegen den kalten böigen Wind, es sind 10°C hier oben, aufwärts zur Lesna-Höhe kurbeln. Dann geht es aber lange, lange hinab durch den Wald bis Hora Sv. Kateriny. Und von dort, im leichten Regengetröpfel und Wind nach Mnisek, noch weiter bergab.
Zum Genießen verleitet uns das Wetter nicht gerade, nun sind wir auf 630 Metern „unten“, müssen, um hinüber nach Kliny zu kommen, wieder auf 800 hinauf, das geht mal mehr und mal weniger steil. Eine ganze Zeitlang radeln wir am Grenzbach entlang, in Griffweite Deutscheinsiedel drüben.
Kliny, immer mehr oder weniger parellel zum Grenzverlauf folgen wir den Radwegschildern mit der Nummer „23“. Die Beschilderung ist gut, man kann sich nicht verfahren. Dazu sind wir mit unseren Navis und der detaillierten OSM-Karte zusätzlich bestens bedient.
Einige Zeit später die Talsperre Flaje, ca. 30 km sind es bis hierher. Nun wieder aufwärts, auf die stürmischen Höhen bei Moldava. Drüben, entfernt sehen wir den Kahleberg schon, die Empfangsanlage von Zinnwald... Im Süden die Kuppe der Loucna, eigentlich wollten wir dort heute auch noch hinauf, aber die Loucna liegt ein ganzes Stück abseits und das kostet uns zuviel Zeit. Schade, ein wenig Zeitdruck spüre ich schon. Gestern konnten wir entspannter fahren. Nun nördlich von uns das Tal von Moldava, Erinnnerung an 2006, die Tour an der Freiberger Mulde. Dann Nove Mesto, vor uns der Bournak. Den nehmen wir aber nun mit. 869 Meter ist der Gipfel hoch, es wird kalt, der Sturm weht hier extrem. Aber die Ausblicke hinüber zur Milesovka und das westliche böhmische Mittelgebirge, dort der Boren, etwas entfernter nun schon Mila, Oblik, Rana... Unter uns Teplice, Bilina, die Kohlegruben, eindrucksvoll.
Östlich Komari Hurka, Mückentürmchen... Am Horizont der Sedlo (Mai 2010). Wir kehren nicht erst hier oben ein, sondern rollen gleich wieder abwärts, oberhalb von Mikulov dann auf die Straße nach Cinovec. Ein langer Aufstieg folgt, Hochflächen... Und einige Zeit später Cinovec. Eigentlich ein trostloses, ausgestorben wirkendes Dorf. Nur am Golfplatz (!) müssen wir darauf achten, keinen Ball vor den Kopf zu bekommen.
Der „23“ macht einen eigenartigen Bogen um den Ort, dann erreichen wir aber wieder eine kleine Straße. Noch 10 Kilometer bis Fojtovice. Drüben Zinnwald, der Kegel des Geising, am Horizont im Dunst der Sneznik und auch den Zschirnstein kann man erahnen.
Nun steigt doch tatsächlich so etwas wie ein Gefühl auf, dass wir diesen Erzgebirgskamm so gut wie in der Tasche haben. Ein kleines gutes Erfolgsgefühl...
Aber, bis Fojtovice geht es rasch, auf das Mückentürmchen verzichten wir aus Zeitgründen, noch sind wir nicht am Ende der Tour. Das Auf und Ab bis Adolfov kenne ich von 2007, es zieht sich, dann weit hinab bis Krasny Les, nun verläuft die „23“ in einem kilometerweiten Bogen steil hinauf und wieder steil hinab nach Petrovice, der uns an der Vernunft der Beschilderer zweifeln lässt, denn der direkte Weg ist mit nur 4 km wesentlich kürzer. Uwe vermutet, dass das an den Bauarbeiten zur Autobahn, die wir überqueren, gelegen haben könnte.
Und dann merkt er allmählich, dass er einen Platten hat. Anhalten, Aufpumpen, ein Stück geht es wieder... Petrovice, dann lt. Uwe „allmählich“ hinauf nach Tisa. Ist dann aber doch etwas heftiger als in Uwes Erinnerung J
Der Sneznik, wolkenverhangen, ist nicht weit, aber auch auf den verzichten wir heute aus Zeitgründen. Im Dunst im Osten der Rosenberg, im Norden sahen wir vorhin schon Gohrisch und Papststein. In Tisa halten wir kurz am Haus, in dem seine Verwandtschaft, die 1945 von den Russen vertrieben wurde, lebte, einem netten kleinen Umgebindehaus...
Kurz nach 14 Uhr, nach einem letzten Stich die Serpentine zur Touristenhütte hoch, haben wir es dann wirklich geschafft. Nun geht es nur noch bergab.
Kurzer Anruf bei Holger, wir rechnen, halb vier in Königstein zu sein. So machen wir auch hier keine Rast, sondern es geht gleich weiter. Der Weg, den Uwe nun als Abkürzung vorgeschlagen hat, ist zwar landschaftlich sehr schön, doch absolut nicht fahrradtauglich. So schleppen wir fast einen Kilometer die Räder an Sandsteinfelsen vorbei talwärts. Aber so spüren wir nun auch deutlich, dass das Erzgebirge hinter uns liegt.
Von Ostrov bis zur Ottomühle können wir zum Glück wieder fahren, dort machen wir dann Pause, Kesselgoulasch, Bockwurst und Cola. Mit der Flüssigkeitsversorgung sah es heute nicht so gut aus. Und Uwe muss den Schlauch nun doch wechseln, ein Glassplitter hatte sich immer weiter hineingebohrt.
Von der Ottomühle legen wir nun die 15 Kilometer bis Königstein in Schussfahrt, die nur eine halbe Stunde dauert, zurück. Und in Königstein scheint die Sonne! Es ist warm, angenehm, was will man mehr?! Kein Vergleich mit der Kälte oben in den Bergen. Noch 1,5 Kilometer an der Elbe entlang, dann steht da Holger.
Er knipst uns, Zielfotos!!! Empfang durch seine Familie! Das ist perfekt!
Und dann spendiert er uns in der „Einkehr“ noch ein Bierchen als Preis für die Sieger J In der Sonne genießen wir das Gefühl, angekommen zu sein, dann rollen wir nur noch bis Rathen zum Bahnhof weiter.
 17.21 Uhr S-Bahn nach Dresden. Dresden Hauptbahnhof, Sonnenschein...
Es ist vorbei und es war toll.


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