08 Katwijk aan Zee - Zaandam

Draußen kühl und bedeckt.

Wie immer.
Frühstück gibt es in der Parallelstraße gleich um die Ecke. Das muss man wirklich loben.

Lecker.
Und nach dem Frühstück ist es immer noch kühl, grau, trist.


Packen und Abfahrt.

 

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Immer noch kühl, wie im Herbst und nun spüren wir auch den Wind. Der kommt heute von Nordwest. Nichts wie hinein in die Dünen, in den Windschatten der teils bewachsenen, zig Meter hohen Hügellandschaft. Es gelingt tatsächlich, dem Sturm dadurch etwas auszuweichen.
Noordwijk, das nächste Seebad, nicht schön - groß, zweckmäßig, steril, wie ausgestorben...
Und dazu der Sturm. Wir müssen uns viel Zeit lassen, uns anpassen, langsam, langsam ist die Devise. Und so funktioniert das dann auch wirklich ganz gut.
Knie- und kräfteschonend, viel Pause ist nicht, denn steht man, friert man, es ist mittlerweile richtig kalt, arbeiten wir uns bis Zandvoort durch. Das klingt schon ganz gut. Noch ein paar Kilometer müssen wir aushalten, dann führt unsere Route von der Küste weg ins Inland, was Rücken- oder zumindest Kantenwind bedeuten wird.
Übrgens nicht zu vergessen ist die gerade erlebte Gruppe deutscher Freizeitradler, die uns eben überholten. Immer schön schnell mit voller Pulle und ohne viel eigene Kraft auf E-Bikes gegen den Sturm ... Nun stehen sie, über den Niederländer,  der ihnen die blöden Räder mit den mickrigen Akkus zur Verfügung stellte, fluchend und meckernd in Zandvoort. Soll er sich doch selbst kümmern, wie er die Dinger zurück holt, sie nehmen sich jedenfalls ein Taxi. Fremdschämen ist angesagt...
In diesem Zusammenhang erinnern wir uns auch an die von unseren Gastgebern oder anderen Niederländern, denen wir begegnen, häufig gestellte Frage, ob wir mit E-Bike oder "normalen" Rädern unterwegs sind. Eine Grundsatzdiskussion über den Einsatz von E-Bikes erübrigt sich hier. Unsere Meinung - E-Bikes sind immer noch die beste Alternative zum Unterwegssein gegenüber dem  Auto, falls das Radeln auf einem "normalen" Rad nicht mehr so gehen sollte. Denn beim behutsamen Radeln erfährt man das Land viel besser und intensiver, als wenn man auf der Überholspur einer Autobahn nur einen durch Leitplanken eingeschränkten Blick "genießen" darf.
Apropos Erfahrung, dann suchen wir erst einmal Schutz in einem Hauseingang, als übers, mit weißem Schaum gekrönte Meer apokalyptisch finstere Regenwolken heran rauschen. Viel Regen bringen die nicht mit, aber man muss sich das ja nicht unbedingt antun. So betrachten wir lieber noch ein Weilchen die aufgewühlte See.
Und dann ist es tatsächlich vorbei. Adieu Nordsee, den nächsten Kontakt zum Meer werden wir erst am Montag haben. Und dann wird es das stille Wattenmeer sein. Schade eigentlich, denn diese Naturgewalten zu erleben war schon ganz besonders einprägsam.


Nördlich von Haarlem durchqueren wir die zum Nationalpark erklärte weitläufige Dünenlandschaft,  teilweise müssen wir durch den angewehten Sand schieben, machen nun, im Sonnenschein am Rande eines Wäldchens mit verkrüppelten Windflüchtern eine Mittagspause, ehe es durch grüne Vororte und an Kanälen entlang in Richtung Zaandam, nördlich von Amsterdam weiter geht.
Die Fähre über den Noordzee-Kanal, der Amsterdams Hafen mit der offenen See verbindet, war nicht eingeplant, das sah auf der Karte wie eine Brücke aus. Aber was solls, Fährefahren macht Spaß, auch wenn es auf dem Kahn a...kalt ist.
Von Schiphool her ist reger Flugverkehr. Ja ja, 1994 wars, Arusha, Kilimanjaro Airport.


Zaandam ist dann kurz darauf schon zu sehen und auch die Straße, wo sich unser Quartier für die nächsten beiden Nächte befindet, ist schnell gefunden. Irgendwie erinnert mich die Gegend an Athen, Werkstätten in den Hinterhöfen, Autobastler lassen Motoren röhren, zwielichtige Gestalten lungern herum... Die Hausfassaden etwas schäbig, etwas abgewohnt... Hmmm...


Der Vermieter lässt sich nach unserem Klingeln sofort blicken. Der Radelnde Uhu streckt die Hand hin, wie das hier gute Sitte ist.

"Hallo, ich bin L..."

Nanu, verdutzter Blick, kurzes Zögern, ist das hier anders?

 

Entspanntes Grinsen - "Hallo, ich bin Pascal. Kommt hinten rum, da und da lang..."
Gesagt, getan, kurze Suche, dann ein Bretterzaun zwischen Werkstätten. Und da ist auch Pascal wieder. Und hinter dem Bretterzaun ein Garten - der Garten. Links und rechts Häuserziegelwände, und hier ein kleines Paradies. Dazu eine kleine, sehr geschmackvoll eingerichtete Ferienwohnung mit Blick in den Garten. Ja gibt es denn so was? Man fühlt sich sofort wohl hier. Kleiner Smalltalk nach dem Woher und Wohin und im Allgemeinen über Amsterdam-Klischees und -Eigenheiten sowie kiffende Jugendliche...  Bei Fragen bitte einmal klingeln.


Nach kleinem Einkauf im nahen Supermarkt, einem Abstecher aufs Gemeindefest und kurzem Rundgang durch Zaandams zentrale Ladenstraße zum Bahnhof und dem merkwürdig konstruierten Hotel daneben ist rasch Feierabend für heute.

(55,61 km)

Die Route dazu gibt es hier