Das Wetter ist unangenehm heiß, der Schweiß läuft in Strömen. Und die Mühsal, bei dieser Sonnenglut auf dem Rad einen langen Berg hinaufzukurbeln, hat noch nie Spaß gemacht.
Dazu kommen jetzt die Sorgen, nicht zu dehydrieren, das Bemühen, bewusst langsam zu fahren, nicht zu überziehen, denn das Geschehene muss ja schließlich nicht wiederholt werden – im rechten
Hinterkopf kribbelt es leise -das wird man eben einfach nicht los... --->
Letztendlich (so rede ich mir das im Augenblick ein) tue ich das heute nur der Großen zuliebe, die ihren sportlichen Ehrgeiz entdeckt hat. Es ist sehr gut so, wie sie das macht, sie zeigt Willen,
Zähigkeit und Ausdauer. Sie wird sich über die 100 Kilometer durchbeißen und am Ende des heutigen Tages stolz auf die Leistung sein.
Aber, um ehrlich zu sein – natürlich habe ich es auch mir beweisen wollen – schau an, das wird doch wieder.
Nö – wird eben nicht.
Das heißt, es rollt zwar wieder – aber wo bleibt die Euphorie beim Dahinrollen, wo bleibt am Abend das Erfolgsgefühl nach der gefahrenen Tour?
Es scheint so, als ob das Kapitel Langstreckenradfahren nun wirklich ein für allemal beendet ist.
Nach dem abrupten Ende dieser sportlichen Phase im letzten Jahr setzte ein schleichender Prozess ein, der zunächst nicht wahrgenommen wurde, nicht wahrgenommen werden wollte.
Immer wieder gab es seit dem Frühjahr Versuche, mit zunehmend längeren Touren dieses frühere Gefühl wieder aufleben zu lassen. Und immer wieder gab es danach die Erkenntnis – so wird das nix
mehr.
Vorbei, man sollte Vergangenes nicht um jeden Preis aufwärmen wollen.
Also soll das nun auch kein herzzerreißender, tränenrühriger Abschied von einem schönen Lebensinhalt sein, sondern ein ganz pragmatischer Umgang mit einer nun einmal vorhandenen Situation.
Das Arrangieren damit fällt aus heutiger Sicht nicht schwer, Trost braucht man ebenfalls nicht, weil es nicht schlimm, schade oder traurig ist, dass es so ist wie es ist. Kein nutzloses Bedauern,
kein Festklammern an langjährigen Verhaltensweisen und Gewohnheiten – sondern, auf deutsch gesagt, die Kurve kriegen und weiter machen, offen sein für Neues, Anderes - sich dahin entwickeln,
wohin Einen das Leben auch immer führt.
Als wir an den Muldewehren ausgedehnte Pausen machen und der Sensor bei den Langzeitbelichtungen allmählich heiß läuft, ist die Welt in Ordnung.
Radfahren in Kombination mit Fotografieren, viel Zeit für das Schwelgen in schönen Bildern zu haben, ohne Druck, noch xxx Kilometer fahren zu müssen.
So kann, so soll es sein.
Aus diesem Blickwinkel heraus liest man nun ganz entspannt und voller Genuss die schönen Berichte der Leute, die den Langstreckenradsport immer noch leidenschaftlich betreiben.
PS: Eine Tour an Mulde und Chemnitz entlang wird hiermit wärmstens empfohlen – sehenswerte Höhepunkte sind zum Beispiel Grimma, der Viadukt in Göhren, Wechselburg, der Rochlitzer Berg
u.v.m.
Und für Feinschmecker – es gibt natürlich auch eine Menge schöner und knackiger Anstiege im Muldetal z.B. in der Gegend um Wechselburg.
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