Tour de Böhmen 2007
Die VWA ist überstanden und diese Tour ist für mich mein Abschlussgeschenk, welches ich mir selbst zu machen hoffe. Spanni hat die
Teilnahme leider frühzeitig abgesagt, er meint, er würde sich das nicht zutrauen. Aber Günter ist dafür als Mitfahrer geblieben.
Das Ziel ist Böhmen. Nach Internet-Tourenberichten entstand vor Monaten der Wunsch, einmal nach Jahren wieder nach Böhmen zu
fahren. Böhmisches Bier, böhmische Idylle, das will ich einfach mal wieder erleben. Und Günter, der in den vergangenen Jahren immer mal wieder in Tschechien oder der Slowakei unterwegs war, kennt
sich mit den Gegebenheiten nach der Wende 1989 hier sicher gut aus und ist (nicht nur) deshalb ein guter Reisegefährte.
Eine ähnlich große Wochentour wie die Tour de Schweiz 2006 ist in diesem Jahr nicht möglich, deshalb ist der Plan, fünf Gebirge in
vier Tagen mit dem Fahrrad zu über- bzw. durchqueren. Na ja, es handelt sich nicht um die Alpen, sondern lediglich um kleine Mittelgebirge, nur das Riesengebirge mit dem Spindlerpass ist eine
etwas andere Dimension. Und wenn man es genau nimmt, dann ist das winzige Spaar-Gebirge südlich von Meißen, welches man auf dem Elberadweg durchquert, ja sogar dann das sechste
Gebirge.
Sonnabend, 14.07.2007
Diesen Tag werde ich so schnell nicht aus dem Gedächtnis verlieren. Ich habe die letzte Prüfung, die mündliche BWL-Prüfung in der
VWA soeben erfolgreich absolviert. Das ist nun für mich der Schlusspunkt unter drei nicht immer sehr angenehme Jahre.
Kurze Hektik, ich muss noch Mails an alle schreiben, die das Ergebnis meiner Prüfung wissen wollen, noch einmal duschen,
erfrischen, die Luft ist jetzt schon sehr warm. Und nachdem wir mein Rad auf Günters Autodach verstaut und meine Taschen im Kofferraum untergebracht haben, geht es los. Dass ich in der Eile Äpfel
und Bananen vergessen habe, merke ich erst kurz vor Dresden.
Wir fahren nun erst Autobahn bis Nossen, dann Landstraße bis Meißen. Nach kurzer Suche finden wir an einem pompösen Hotel einen
guten Parkplatz unweit der Elbe. Abladen, aufpacken, nach einigen Minuten kann es gegen halb eins endlich auf Tour gehen.
Schnell sind wir auf dem Elberadweg, die Hitze ist groß, es sind trotzdem viele Radler unterwegs. Schön der Blick zum Dom und zur
Albrechtsburg, das Elbtal ist einfach herrlich. Fünf Kilometer flussaufwärts ist aber der Hunger bereits so groß, dass wir in einem Biergarten halten. Dort gibt es für 2,50 EUR Bratwurst und
Sauerkraut. Geschenkt... Das hebt die Stimmung und gestärkt geht es weiter.
Links, östlich, erheben sich die Hügel des Spaargebirges, es sind nur wenige Kilometer, aber damit haben wir das erste Gebirge
schon durchquert :-)
Nun beginnt aber irgendetwas an meinem Fahrrad laut zu knacken. Ist es das Lager, die Kette, die Kettenblätter, Ritzel oder die
Pedale? Ich benötige eine Weile, um endlich zu der Vermutung zu kommen, dass es die Pedale sein könnte. An Günters Rad schleift ebenfalls etwas, sein Sattel quietscht. Sollte es das schon gewesen
sein?! Das wäre eine Katastrophe! Nach 15 Kilometern schon das Ende!
Kurz vor Kötzschenbroda überqueren wir mit laut knackendem Rad (eine Klingel ist völlig überflüssig, die Leute bleiben erstaunt
stehen und gucken) die Elbe auf einer Eisenbahnbrücke, um dann auf der westlichen Flussseite weiter zu fahren. Diese Route fuhr ich bereits 2005 und diese ist angenehmer als die östliche
Wegführung. Aber mit diesen technischen Problemen kommen wir nicht mehr weit.
Am Stadtrand von Dresden finden wir einen Wegweiser zum "Elbepark", das ist ein Einkaufspark, dort wird es doch einen Händler
geben! Also wieder Überquerung der Elbe und 3 Kilometer Umweg. Zum Glück ist es Samstag. Aber im "Elbepark" gibt es nur "Intersport", die verkaufen keine Fahrradteile, doch der Verkäufer erklärt
mir den Weg zu "Little John Bike" und das ist dann die Rettung. Es ist tatsächlich die rechte Pedale, deren Lager völlig kaputt zu sein scheint, ich kaufe einen Satz neuer Pedalen und montiere
die gleich im Laden noch dran.
Und nun beginnt eigentlich die Tour erst richtig. Böhmen, wir kommen!!!
Eis-Pause am "goldenen August", angesichts der wunderbaren Altstadtsilhouette auf dem anderen Elbufer. Viele Touristen an den
Brühlschen Terrassen, wir mitten dazwischen, Johannstadt, Blaues Wunder, im Süden der Decinsky Sneznik am Horizont. Es ist anstrengend, auf dem Elberadweg zu fahren, zu viele Leute sind hier
unterwegs. Und so müssen wir immer wieder vorsichtig sein, besonders beim Überholen, da wir nun doch etwas schneller als der Durchschnitt vorankommen.
Pirna, Rast am Markt, Eis und ein großes Radler. Das verdampft richtig in der Hitze.
Dann die ersten Sandsteinfelsen, das Tal wird enger, Wald, Felsen, Wehlen, Hügel, Rathen... Drüben die Bastei. Günter macht jetzt
ziemlich Tempo, aber sonst würde es noch später. Ich habe allerdings etwas zu tun, dran zu bleiben. Gerade an den kurzen Anstiegen wird mir die Luft (erschreckend) knapp. Königstein, Fähre, dann
Weiterfahrt bis Schandau, letzter Stich bei Prossen, dann eben bis Bad Schandau. Im Supermarkt an der Elbebrücke kaufen wir noch Getränke und Bananen, kurze Rast, dann radeln wir schließlich die
letzten fünf Kilometer im schattigen Kirnitzschtal sanft aufwärts bis zum Camp "Ostrauer Mühle". Einen Zeltplatz für uns gibt es noch, wir bauen rasch auf. Das Camp hat sich positiv verändert,
seit wir 1993 zum letzten Mal hier war, es gibt recht neue Sanitäreinrichtungen.
Und hier im Wald ist es recht frisch, gemessen an den Tagestemperaturen. Nach dem Duschen rücken wir in die "Flößerstube" ein.
Abendessen, hausgemachte Sülze, dazu zwei, drei Bierchen. Herrlich...
Recht lustig kehren wir schließlich zum Zelt zurück und gegen 22 Uhr ist Nachtruhe.
Strecke: 82,93 km, Zeit: 3:45:00, Höhenmeter: 410