"Die Zeit für das Glück ist heute, nicht morgen."
Jochen Klepper
Vom Glück, bei Nieselregen Rad zu fahren
Feierabend...
Zeit für die tägliche Medizin.
Hinaus aufs Rad...
Die Wolken senken sich grau und schwer herab, um alles zwischen sich und dem Boden zu erdrücken.
Dazu kommt noch der Nieselregen. Ein leichter Westwind macht aber, dass mir dieser nicht frontal ins Gesicht weht sondern nur den
Rücken befeuchtet.
Bleiern und fast unbewegt liegt der See, nur ab und zu kräuseln kleine Wellen seine Oberfläche.
Wenn man beginnt, über die farbliche Gestaltung des heutigen Tages nachzusinnen, dann in diesem Zusammenhang weiter denkt, dass ja
schon seit fast einer Woche kein Sonnenstrahl mehr die lastende graue Schicht über uns durchdringen konnte, neigt man vielleicht unwillkürlich zu der Schlussfolgerung, dass das ewig so
weitergehen könnte. Eine ausweglose Situation - die Welt im Dämmer. Grauenvoll....
Die gleichförmige Kurbelbewegung, das Rauschen des Windes und das Surren der Kette bringen mich wieder in die Wirklichkeit zurück.
Bis auf die wenigen Jogger am Ufer der Elster, die infolge des Dauerregens ihr Bett fast bis zur Kante ausfüllt, habe ich auf den letzten Kilometern keinen Menschen gesehen. Wer wagt sich bei
diesem Wetter auch hinaus?
Vor wenigen Minuten noch fuhr ich an einem Haus vorbei, dort leuchteten die Lichter des Weihnachtsbaums aus dem Fenster, eine
grauhaarige Frau saß bei Kerzenschein und las. Wunderbar war das warme Licht auf den die gesamte Wand einnehmenden Bücherregalen - welch eine Atmosphäre der Ruhe und Geborgenheit.
Und nun bin ich hier völlig allein am See mit mir, dem Nieselregen und dem trüben, alles einhüllenden Grau, der
Stille...
Zeit der Stille...
Bald werden die Tage wieder länger und wärmer, die Menschen werden ihren See wieder entdecken, in wenigen Monaten wird es hier von
Badegästen nur so wimmeln...
Ich werde diese Momente der Stille also genießen.
Welch ein Glück, bei Nieselregen auf dem Rad hier zu sein.