Gedanken eines Autophoben

Schon als Kind plagte ihn angesichts seines schönen Fahrrads der schlimme Gedanke, dass der Spaß  ja nicht von Dauer sein würde.
In einigen Jahren wäre er erwachsen, dann würde er Auto fahren MÜSSEN. So wie alle Anderen.
Das konnte ihn manchmal sogar um den Schlaf bringen. Er als kleines Menschlein in solch einem unlenkbaren, unbeherrschbaren Ungetüm.
Aber es gab noch einen Trost -  denn ehe er Gelegenheit bekäme, die Fahrerlaubnis machen zu können und nach einer ordnungsgemäßen Anmeldung vielleicht einen Trabi zu bekommen, hätte er weitere Jahre Aufschub gewonnen.

Bis dann die Wende kam. Nun gab es keine Ausflüchte mehr.
Ganz Deutschland fuhr Auto - also musste er nun auch.
Autofahren ist schick und mit dem Auto kommt man überall hin, heißt es - wenn man nicht gerade in einem endlosen Stau stinkender Blechkarossen steht.
Grauenhaft.

Viele Jahre später kann er nur darüber lächeln.
Warum hatte er diesen ganzen Unsinn mit gemacht?
Back to the roots - zurück zu den Freuden der Kindheit.
Soll sich doch jeder fort bewegen, wie er will - nur eben mit ein wenig mehr Toleranz, Verständnis und Respekt voreinander!


Das, was Mancher an Jahreskilometern im Auto zurück legt, fährt er mittlerweile wieder auf dem Fahrrad - und häufig ist er auf diese Weise noch mobiler.
Autofahren ist für ihn immer noch ein Horror.
(auch wenn er zugeben muss, zumindest gegenwärtig in wirklich unumgänglichen Fällen auf das Auto angewiesen zu sein)