02 Arhus - Gjerlev

18.08.2019
72.95 km

 

DIe Tagesstrecke auf gpsies

 

Sonne, bewölkt, Regen 25 - 15°C

Ab Flensburg wird es leerer im Bus, so dass man nun noch ein wenig schlummern kann. Könnte...
Aber da sind diese wunderbaren Nebelstimmungen im Dämmerlicht da draußen. Schlafen kann man auch später irgendwann noch, erst einmal muss man das genießen.

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Was mich zumindest fassunglos macht, ist die Tatsache, dass in den dänischen Dörfern und Städtchen die Fahrräder offensichtlich ohne große Sicherungen vor den Häusern geparkt sind. Diebstahl braucht hier wahrscheinlich niemand zu fürchten - das ist in Deutschland nicht vorstellbar.
7.45 erreichen wir pünktlich Aarhus.

Na gut, ein wenig speckig fühlt man sich nach der langen Nachtfahrt, aber so richtig müde sind wir nicht, als wir unsere verrußten und versandeten Fahrräder bekommen haben und bepacken.
Ein Bankomat wird gesucht und schnell gefunden.

Ein paar tausend (!!!) dänische Kronen müssten für die kommenden zwei Wochen reichen.
So ist auch das Frühstück gerettet, gleich am Busbahnhof gibt es eine Art Imbiss, in dem es prima fettige Hotdogs und öltriefende Pommes gibt. Dazu eine Cola und ein Kaffee, das weckt die Lebensgeister. Die Gewöhnung an die Preise hier im Land fällt allerdings sehr schwer, selbst nach zwei Wochen ist man immer noch permanent am Umrechnen und Verzichten, wenn manches arg zu teuer scheint. Aber wir wollten es ja so... Also alles gut.
Aahrus macht einen sehr verschlafenen und etwas tristen Eindruck, kein Wunder, es ist Sonntagmorgen, die Wolkendecke ist kompakt grau, das Wasser im Hafen ist spiegelgrau, die Häuser sind grau, das Pflaster ist grau...
Erst allmählich wachen die Leute auf, Jogger, Radler, Leute, die ihre Frühstücksbrötchen holen sind nun unterwegs. Der richtige Tourstart erfolgt für uns gegen halb 10 nach kurzem Einkauf bei Netto, denn wir müssen ja unterwegs etwas essen und im Quartier heute Abend haben wir kein Abendessen.
Auf einem tollen Radweg rollen wir nun an der Küste ein Stück, ehe wir nordwärts, landeinwärts, abbiegen und quer durch das hügelige Land kurbeln. Auf den kleinen Sträßchen fährt es sich entspannt und gut, die zahlreichen kleinen Anstiege stören (noch) nicht, die Gegend ist recht idyllisch und abwechslungsreich.
Mittlerweile lichten sich auch die Wolken, ein wenig macht sich die Sonne bemerkbar.
Deshalb gönnen wir uns auch den kleinen Umweg zum Schloss Rosenholm. Und das ist sehr schön. Eine ältere Dänin, die in Amerika gelebt hat und uns anspricht, erzählt uns dazu Einiges.
Auf den nächsten Kilometern hügelt es fleißig weiter, bei einer Mittagsrast an einem Flüsschen freue ich mich noch über die schönen Farb- und Lichteffekte der dunklen schweren Wolken, dem Sonnenlicht und den gelben Feldern oder sattgrünen Wiesen. Schön ist es hier.
Diese dunklen Wolken sind aber nun die Vorboten einer sehr gefährlich aussehenden Unwetterfront. Das heißt, die bedrohliche Wolkenwalze lässt Schlimmes ahnen, aber "der Berg kreißte und gebar eine Maus" - es rückt keine Superzelle mit mächtigem Gewitter heran, sondern es läuft nur auf einen Regenguss hinaus. Rechtzeitig haben wir Unterschlupf in einer Scheune gefunden, so dass wir das Schlimmste aussitzen können.
Danach ist es sehr kühl. Der Regen hört nicht auf sondern mutiert zum Dauerregen. Tja, lässt sich leider nicht ändern, da müssen wir jetzt einfach durch, auch wenn das ein wenig an der Stimmung nagt.
Die Fähre über den Randers-Fjord genießenn wir ebenfalls im kalten Regen, kehren danach aber sofort im alten Fährhaus am anderen Ufer ein. Das Café wird von Freiwilligen betrieben, wenn man einen Kaffee und Kuchen oder belegtes Brötchen kauft, kann man danach endlos Kaffee trinken, der permanent nachgereicht wird.
Hygge bekommt hier seine Bedeutung.

Ringsum schnattern sehr gemütlich und laut die vergnügten Dänen. Und auch uns als den "Zugereisten" werden Fragen nach Woher und Wohin gestellt  - deutsch ist nicht, man bervorzugt englisch. 
Der Zufall der Dinge.

Hätten wir nicht im strömenden Regen gewartet, sondern wären in das Cafe auf der anderen Seite eingekehrt, hätten wir das hier verpasst.

Und das wäre sehr schade gewesen.
Irgendwann aber müssen wir wieder raus - Weiterfahrt im strömenden Regen. Noch immer ist es hügelig. Und zum Glück lässt der Regen nach und hat ganz aufgehört, als wir Gjerlev erreichen.
Nur noch 2, 3 Kilometer, das BnB "Shalom" etwas außerhalb ist dann auch gleich gefunden.

Eine ältere Dame empängt uns freundlich. Die Herberge scheint eine Art Konferenzzentrum für die dänisch-israelische Freundschaft zu sein.

Und nebenbei vermietet man auch an Andere. Wir sind die einzigen Gäste.
Eine Andere bietet uns den Heizungsraum zum Trocknen der nassen Radklamotten an.

Perfekt...
Nun noch Duschen, etwas essen und gleich ins Bett - die Busfahrtnacht nachschlafen.
Morgen wird hoffentlich besseres Wetter sein.

 

Fotos findet man hier auf dem Radelnden Uhu