02 Brüssel

Ja, es ging alles gut.
Abgesehen davon, dass Schlafen im Bus äußerst unbequem ist und wir entsprechend übernächtigt am Morgen in Dortmund ankommen, ist alles in Ordnung.


Auch die Räder haben den Transport wohlbehalten überstanden. Da nun drei Stunden bis zum Bus nach Brüssel verbleiben, schieben wir unsere Fahrzeuge erst einmal durch den Bahnhof zum nächsten Bäcker.
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Dort gibt es ein leckeres Frühstück, einen guten Kaffee und als Unterhaltung die Möglichkeit, das Verhalten der Jugendlichen zu beobachten, die offensichtlich von ihren nächtlichen Ausflügen zurück kommen. Das macht die Wartezeit sehr kurzweilig.
Übrigens fahren hier Busse sogar mit Zielen, die weit in der Ukraine liegen, ab. Erstaunlich...
Weiter geht es dann halb neun nach Westen. Quer durchs Ruhrgebiet, Essen, Düsseldorf, über den Rhein dann gen Niederlande und hinein nach Belgien.
Gegen Mittag rollen wir in Brüssels Vororte ein. Einen merkwürdig kleinstädtischen Charakter hat das hier alles. Aber die Stadt Brüssel an sich ist ja auch nicht sehr groß, erst die Agglomeration, wozu z.B. noch Molenbeek und Anderlecht gehören, macht die Region zur Millionen-Metropole.
Am Gare du Nord ist 12.30 Uhr Endstation. Aussteigen, die (zum Glück noch heilen) Fahrräder bepacken...

Hier hat man mit viel Glas, Stahl und Beton versucht, Brüssel einen großstädtischen Anstrich zu verleihen. Es sieht auch gewaltig aus, doch trotz viel Sonne am tiefblauen Himmel wirkt das auf uns eher kalt und steril, leblos.
In diesem Moment sinken die Erwartungen an den nachmittäglichen Stadtbummel etwas. Was kann da noch kommen? Denn auch auf der 6,5-km-Fahrt nach Anderlecht, am Kanal entlang, bei der wir uns noch sehr an die belgischen Fahrgewohnheiten gewöhnen müssen, hat man das Gefühl, zeitweise durch Delitzsch zu fahren. Wobei Delitzsch ja ein schönes Städtchen ist...
Anderlecht - eine bessere und grünere Wohngegend, das Quartier ist in Ordnung, wir sind etwas zu zeitig, die ausgesprochen netten Putzfrauen wirbeln noch. Und sie helfen uns tatkräftig, unsere Fahrräder sicher in ihrem Keller unterzustellen. Danke.
Auch der Verwalter schaut kurz und freundlich aus seinem Büro und wünscht uns herzlich einen schönen Aufenthalt.
Nach dem Einkauf von Abendbrot und Frühstück im nahe gelegenen Westland-Center geht es zur nächsten Metro-Station.
Und schon in der Metro wird deutlich, wie angenehm Multikulti sein kann. Der entspannte Umgang der Menschen miteinander, Aussehen, Hautfarbe, Religion, Kleidung, Frisuren spielen absolut keine Rolle und so lange man dem Anderen nicht zu nahe tritt, wird alles toleriert. Jeder, wie er mag...

Bunt gekleidete muslimische Mädchen pausenlos am Smartphone daddelnd oder mit viel Spaß und Lachen mit anderen Jugendlichen durch die Straßen ziehend, gutbürgerliche dunkelhäutige Menschen im Einfamilienhaus in Anderlecht, was auch immer... Einfach Mensch sein, hier scheint es zu funktionieren. Und dieser Eindruck ist schon wesentlich und sehr positiv von dieser Stadt.
Die Mehrheit der Menschen hier macht einen sehr offenen und entspannten Eindruck.
Im Touristengewühl arbeiten wir uns am Mont des Arts hinauf.
Das sieht schon prächtig aus und der Blick über das Zentrum, die Prachtbauten der Altstadt, den man auch in der warmen Sonne von einem blauen Liegestuhl mit einem belgischen Bierchen in der Hand genießen kann, ist sehr schön.
Am Königspalast weiter oben gibt es belgische Waffeln mit Karamel - lecker.

Belgische Fritten schmecken auf jeden Fall auch viel besser als die von McDoof, vor den Pralinen und der Schokolade in den prall gefüllten Schaufenstern halten wir lieber Abstand.
Das Treiben auf der prunkvollen Grand Place überwältigt und die Comics an den Häuserfassaden, mit denen man berühmten belgischen Comic-Zeichnern ein Denkmal gesetzt hat, sind lustig.
Vor dem Manneken Pis drängen sich Tourischaren, es gibt viele Selfies vor der unscheinbaren pinkelnden Statue.

Warum eigentlich? Irgendwo stand, dass die Stadt über 100 Trikots vorrätig hält, um das Manneken z.B. bei Fußballspielen zünftig einzukleiden. Aber Belgien spielt ja erst übermorgen.
Einigermaßen geschafft nach der langen Nachtfahrt und dem Rummel in dieser schönen Altstadt fahren wir zurück nach Anderlecht.
Es gibt ein spartanisches Abendessen, dann ist kurz darauf wohlverdiente Nachtruhe.
Das war schon interessant - dieser erste halbe Tag in Belgien.
Und wir sind gespannt, was uns in den nächsten Tagen erwartet.
Wie wird es morgen rollen?