Reden wir übers Wetter...

Die Idee, Heinrich Bölls "Irisches Tagebuch" als Einstimmung auf den Urlaub zu lesen, war wohl eher nicht so gut.
Seitdem geistern in meinen Gedanken die Bilder von einem verregneten Land, dunklen Städten und Landstrichen mit sehr armen, streng katholischen Menschen herum. Das steigert nicht gerade die Vorfreude auf die "grüne Insel".

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Aber - eine Hoffnung bleibt, Böll schrieb die Tagebücher vor 60 Jahren, da sah es in ganz Europa wohl insgesamt nicht viel besser aus. Also kann man doch wohl getrost davon ausgehen, dass sich auch in Irland Einiges verändert haben könnte.

 

Der irische Regen, das lässt sich in den folgenden Tagen feststellen, ist seit Bölls Tagebuch derselbe geblieben. Ganz ohne Grund trägt Irland nicht den Beinamen "grüne Insel".
Man hat den Eindruck, dass die Wolken, die sich infolge der durch die Sommertemperaturen starken Verdunstung nebenan auf dem Atlantik bilden, unverzüglich an den Bergketten von Connemara oder den Halbinseln Kerry und Beara abregnen.

Positiv anmerken muss man jedoch, dass sich dieser irische Regen kaum zum Dauerregen entwickelt und das trübe Wetter ganz nebenbei die Entscheidung leicht macht, die Dörfchen am Meer und im unmittelbaren Hinterland etwas näher anzusehen.


Unvermittelt gibt es Risse, Löcher im dichten Grau, ganz unerwartet erkennt man, dass hinter diesem Schleier noch etwas existiert.

Wie schnell überflutet nun das gleißende Sonnenlicht tiefblaue Buchten, grüne Berghänge, und bunte Dörfer. In Sekunden ist es kaum zu glauben, dass die Welt soeben noch viel kleiner und beengter war. Das Auge und die Sinne werden mit den neuen Eindrücken fast überfordert, der Finger auf dem Auslöser des Fotoapparates schmerzt schon, weil er keine Pause mehr bekommt.

 

 

Bölls Dauerregen? Die tristen Bilder eines Irlands in den Fünfzigern?

Schon vergessen... Wie bunt und schön ist die Welt - gerade hier in Irland.


Bäume - diese Erfahrung macht gerade der noch unerfahrene Tourist  nun ganz rasch - gibt es in Irland nur recht spärlich. Wohl wuchert in manchen Gegenden eine urwaldähnliche undurchdringliche Pflanzenwelt. Aber beim Wandern auf den weiten baumlosen Wiesen und Weiden oder den felsigen Berghängen kann die heiße Sonne mit Sicherheit etwas unangenehm werden. Wie schön wäre doch ein wenig Schatten.
Kein Problem - wird prompt erledigt. In unserem Fall genügte die Fahrt über den Healy Pass - die Rennradler werden sich noch heute an unsere unerwartete La Ola erinnern, um aus der Sonne in den Nebel zu wechseln und einen Temperatursturz von 10 °  zu erleben.


Wie bitte - so war das nicht gemeint?

Gut, bei Murphys in Castletownbere ist noch ein Tisch frei.

Die Kellnerin springt schnell über die Straße in den Pub gegenüber, organisiert zwei Murphys Stout und den Fish and Chips kann man hier nur empfehlen.

Sehr schön, so sieht alles schon wieder viel bunter aus - auch bei Nebel, denn den werden wir erst einmal nicht mehr so schnell los. Ein wenig Shoppen danach ist eher Fehlanzeige, doch das Treiben im Fischereihafen ist auch recht interessant.

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