Regenschauer-Hopping oder erweiterte Südsee-Runde

Das Wetter sieht gut aus, also soll es heute einmal die erweiterte Südsee-Runde sein.


Der Regenradar meint, die möglichen Schauer sollten eher im Süden vorbei ziehen, es kann also nix passieren.


Zunächst geht es wie schon beim letzten Mal beschrieben, durch den schönen Johanna-Park und "Die Nonne" aus dem Stadtzentrum heraus und auf dem Elsterdamm bis zum Cospudener See.
Heute jedoch biege ich, als ich den See erreiche, ostwärts ab und rolle zunächst am Nordufer entlang, ehe dann an der Seenallee entlang der kürzeste Weg zum Markkleeberger See eingeschlagen wird.
Schon um diese Zeit herrscht auf den Straßen wieder ein kleines Chaos, an dem man jedoch als Radler völlig entspannt vorbei kommt.

Die kleinen Anstiege am Nordufer des Markkleeberger Sees sorgen dafür, dass man angenehm erhitzt die Punkte mit schöner Aussicht über den See und Leipzigs Süden erreicht.
Dann ist auch schon die A38 erreicht, auf der Brücke gibt es noch einen Blick auf die ehemalige Kohlenförderbrücke, die heute als technisches Denkmal ihr Dasein fristet, die Kühltürme von Lippendorf und die Schornsteine von Böhlen und dann geht es zum Störmthaler See. Auch hier fahre ich auf den nordöstlichen Hochufer weiter.

Tief unter mir die blaugrünen Wasser des großen Sees, angesichts dieser Weite ist man beeindruckt, welche Riesenlöcher der Mensch gewaltsam in die Erde gerissen hat. Drüben die ehemalige Abraumhalde von Espenhain-Mölbis, heute grün bewachsen, ein ebenfalls von Menschenhand geschaffener Berg, am Horizont ist sogar der Rochlitzer Berg zu erspähen.
Auf dem See schwimmt die kleine Kirche, "Vineta" genannt, welche als Mahnmal an die der Kohleförderung zum Opfer gefallenen Ortschaften dienen soll und für kulturelle Ereignisse genutzt wird, am gegenüberliegenden Südufer ist "Lagovida", ein neu errichtetes Feriendorf mit kleinem Hafen, zu erkennen.
Und auch hier oben bei Störmthal wird seit einiger Zeit immer deutlicher, wie diese Gegend zunehmend touristisch nutzbar gemacht wird. Sehr schön...
Ich verzichte darauf, den See heute zu umrunden, sondern schwenke am Südostende auf die kleine Straße ein, die mich nach Oelzschau führt.

Nach Durchquerung der Ausläufer des Oberholzes, einem größeren Waldgebiet in Leipzigs Südosten öffnet sich eine weite Sicht auf Felder, Wiesen und Wäldchen. Und auf die drohend dunklen Schauerwolken. Die sollten doch eigentlich...
Etwas schneller gegen den straff wehenden Ostwind kurbele ich nun nach Belgershain, die Regenvorhänge kommen immer näher, doch ein Randonneur kennt da kein Verzagen ;-) Augen zu und durch.
Na ja... Nicht ganz, über die (gegen-) windige baumlose Anhöhe bis Köhra hinüber schaffe ich es noch, dann wird es mir zu feucht und ich warte den Regen in einem Bushäuschen ab. Will ja schließlich noch ein Stück weit kommen und so nass macht das keinen Spaß.
Kurzer Blick auf den Regenradar - ok, das sollte der einzige Schauer bleiben.
Also weiter.
Die nächsten Kilometer durch Lindhardt und die größeren Waldgebiete um Naunhof sind wirklich schön. Man könnte denken, man sei im Urlaub... Zwischendrin durchquert man Naunhof, eine Einkehrmöglichkeit zu Kaffee und Kuchen gibt es zum Beispiel beim Bäcker am Bahnhof, an dem ich unweit vorbei fahre und der auch das Ziel meiner Samstagmorgen-Bäckertouren ist, dann geht es wieder zurück in den Wald und das ganz lang...
Schotterwege, gut, das ist nicht ganz toll fürs Rennrad, aber wir haben ja Zeit und kein Zeitlimit drückt... Also hat man auch genug Gelegenheit, auf diverse Unebenheiten zu achten.
Entlang des Endlos-Strand-Parkplatzes der A14 wird es dann ziemlich laut, aber der Grillensee, eine ehemalige Kiesgrube, entschädigt für den Lärm. Und heute ist tatsächlich noch nicht viel los hier, an warmen Tagen ist es schwierig, einen Platz am Wasser zu finden.
Man bleibt im Wald, auch nachdem die A14 überquert ist.
Der Kohlenberg, eine Erhebung von immerhin 179 Metern Höhe ist ein weiterer Ausflugstipp in Leipzigs näherer Umgebung. Hier befinden sich zwei ehemalige Steinbrüche, der größere Westbruch der mit Wasser gefüllt ist und der Ostbruch, der vom DAV-Leipzig als Klettergarten genutzt wird.
Man sollte es nicht versäumen, hier sein Rad anzuschließen und in wenigen Minuten zu Fuß auf den Gipfel des Bergleins zu steigen, denn von oben kann man einen schönen Blick auf Leipzigs Skyline genießen.
Der unmittelbar am Bergfuß liegende flache Kohlenbergteich ist ein Paradies für Wasservögel, Ähnlichkeiten zu Mecklenburgs Seenlandschaften sind hier nicht weit her geholt.
Etwas unscheinbar (für Unkundige), aber an sonnigen Tagen dennoch wegen der unübersehbar hier geparkten Autos und der Menschenschlange im Hof ist die Eisdiele "Lily Vanilly". Sollte man sich ebenso nicht entgehen lassen.
Einigermaßen mit 10 Kugeln Eis gesättigt und gestärkt kann es weiter rollen. Der Umweg an der stillgelegten Bahnstrecke nach Brandis ist an sich unsinnig, aber eigentlich nicht unbedingt schlimm. Denn so kann man in den Genuss kommen, die kleine Innenstadt von Brandis noch mitzunehmen, das Schloss, den kleinen feinen Markt.

Einkehrmöglichkeiten für die, denen das Eis noch nicht reichte, sind hier vorhanden.
Den heftigen Schauer - wo kommt der jetzt plötzlich her (???) - sitze bzw. stehe ich im Eingangsbereich eines Hauses aus. Erstaunlich, mit welchem Geschick ich diese räumlich sehr begrenzten Regenwolken heute mitnehme. Das gelingt nicht immer so effektiv.

Die drei Kilometer nach Machern oder Gerichshain kann man es danach nun ganz entspannt ausrollen lassen. Hier besteht die Möglichkeit, mit der S-Bahn nach Leipzig zurück zu kehren, doch der schnellste Weg ist meist nicht der schönste.


Und der schönste Weg geht heute nicht über Haparanda, wie (Achtung Filmtipp) Outi Kirsti Johanna Mäenpää im unbedingt sehenswerten Film "Zugvögel" anmerkte, sondern über Borsdorf, Engelsdorf, Mölkau und durch den Stünzer Park in Leipzigs Innenstadt zurück.

Auf geeigneten Schleichwegen kann man auch hier dem schlimmsten Kfz-Verkehr angenehm ausweichen und nicht vergessen, dem Softeis-Laden am Stünzer Park noch einen Besuch abzustatten.


PS: natürlich soll das in diesem Tourentipp alles keine Schleichwerbung sein, für die ich Millionen kassiere - es sind einfach eigene positive Erfahrungen, die sich immer wieder bestätigt haben :-)
(Routenlänge - reichlich 70 Kilometer)

 

Die Route auf gpsies.com

 

 

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