Von Wildpferden, Versteinerungen und Orchideen...

Kennt jemand Freyburg?

Nein, nicht Freiburg im Breisgau...

Ich meine Freyburg an der Unstrut - Sektkellerei, Saale-Unstrut-Wein...

Eine knappe Stunde auf der A38 und dann quer durchs Outback bis ins Unstruttal, dann ist man schon im idyllisch zwischen grünen Hängen, Weinbergen und Rapsfeldern gelegenen Freyburg unterhalb der mächtigen Neuenburg angekommen.

 


Freundlich grüßen die beiden Türme der romanischen Stadtkirche, die ein wenig an den Naumburger Dom erinnert, herüber. Dieser befindet sich schließlich auch nicht weit weg, nur 10 Kilometer an der Unstrut flussabwärts.


Das Auto kann man auf dem Parkplatz am Bahnhof stehen lassen (apropos Bahnhof - auch eine gar nicht so zeitraubende Anreise per Zug ist möglich und empfehlenswert), dann geht es zunächst einige hundert Meter an der Bundesstraße entlang, ehe ein unbeschilderter und recht unauffälliger Hohlweg in die südwärts gelegenen Waldhänge hinauf führt.

Dem Navi sei Dank, ohne Weiteres wäre der nicht zu finden.


Und keine Sorge, große Höhenunterschiede sind nicht zu erwarten, schon nach maximal einer halben Stunde ist man oben und kann von einem ebenso unauffälligen Pfad aus schöne Ausblicke ins Unstruttal und zur Neuenburg hinüber genießen.

Der Rödel, eine Hochfläche, welche den nördlichen Teil des Naturschutzgebietes "Tote Täler" bildet,  ist schon wenig später erreicht.
Wissenswertes zu dieser, fast in Sichtweite des hochindustrialisierten Ballungszentrums Leipzig-Halle, hier gar nicht erwarteten merkwürdigen Landschaft findet man z.B. hier.
Die Bezeichnung "Tote Täler" hat einen sehr grausigen Ursprung...


Durch die hier vorhandene Geologie und die intensive Beweidung gibt es hier oben eine durchaus reizvolle, eher steppenartig wirkende Vegetation und "mit etwas Glück"  sollen hier auch echte Wildpferde zu finden sein.
Das Erste, was im gegenüberliegenden Gesträuch raschelt, sind allerdings Wanderer...

Na so etwas.

Jetzt versteht man, dass Jäger im Jagdfieber aus Versehen manchmal auch den Falschen treffen ;-)


Dann plötzlich stehen sie vor einem - die Koniks. Klingt schon ziemlich wild...

Aber die Tiere sind offensichtlich Menschen in allernächster Nähe gewöhnt, friedlich und gleichmütig grasen sie, die Fohlen springen aufgeregt hin und her und freuen sich des Lebens, und werfen ab und zu einen Blick zu uns herüber - "Na, wie habe ich das gemacht?"
Einfach schön ist das...


Nun wird es etwas abenteuerlich, als wir dem Track auf dem Navi folgend durch fast unwegsame Kalksteinhalden und kleine Schluchten ins Hasselbachtal absteigen. Kalkstein - Muschelkalk - stimmt, wir befinden uns hier im Geopark "Triasland".
Vor Jahrmillionen überflutete das Meer das "Germanische Becken" und ließ nach dem Rückzug wohl auch die eine oder andere Versteinerung zurück.

Orchideen sind leider noch keine zu entdecken - war es in den letzten Wochen etwa zu kühl und blühen die etwa noch nicht?
Doch der Orchideen-Pfad beginnt erst im Hasselbachtal.

Verschlungen führt er nun über Mager- und Trockenrasen entlang der Hochflächenkante wieder zurück zum Rödel.

Aus Naturschutzgründen werden die Wiesen entlang eines Teil des Weges durch Holzgeländer geschützt. Das ist durchaus notwendig, denn auch der Autor dieses Textes unterliegt nun permanent der Versuchung, in seiner Begeisterung, die hier tatsächlich blühenden Orchideen irgendwie fotografisch abzulichten, vom Wege abzuweichen.

So allerdings genießen die zarten Pflänzchen Schutz vor derlei zudringlichen Gestalten, die ab und zu fast im Liegen (auf Augenhöhe sozusagen) die faszinierenden Blüten bewundern.

Da man kein Orchideen-Kenner ist, sind in unserem Fall die Namen Purpur- oder Helm-Knabenkraut, Spinnen- oder Fliegen-Ragwurz nur Schall und Rauch. Aber die Tatsache an sich, dass in unserer Nähe Orchideen zu finden sind, ist schon wunderbar genug.
Als exzessiver Radler kannte man zwar die Gegend im bzw. um das Unstruttal schon recht gut, doch davon hatte man bisher keine Kenntnis.

Also - ab und zu mal vom Rad absteigen und laufen hat auch etwas Gutes.


Der Weg ist genau genommen, nicht sehr lang, doch bei all dem Schauen und Genießen nicht nur der hier blühenden Blumen sondern auch der Ausblicke in die umliegenden Täler sollte man einige Zeit einplanen.
Irgendwann laufen wir dann wieder über die Hochfläche nordwärts.
Noch ein kleiner Blick zu den Wildpferden, diese sind ebenfalls in unsere Richtung gezogen, als ob sie uns verabschieden wollten.
Schade, schon vorbei.


Der Abstieg auf dem schönen Waldweg nach Nißmitz ist rasch absolviert, von Nißmitz folgen wir die letzten Kilometer dem Ufer der Unstrut, bis wir den Parkplatz am Bahnhof wieder erreichen.
Eine Einkehr in einer der Lokalitäten Freyburgs ist nun obligatorisch, um die Eindrücke dieser schönen kleinen Wanderung noch einmal beim Rauschen des Flüsschens wirken zu lassen.

 

Die Route auf gpsies.com

 

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