Männertags-Radrunde 2016

Es gab in der Kindheit einen Spaß unserer Trainer...


"Jungs - ab heute seid Ihr Männer!

Was seid Ihr???"


Und dünn schallte es zurück -

 

"Männer."


Wieder einmal ist Männertag, Vatertag, Christi Himmelfahrt...
Und punktgenau auf den Tag scheint die Sonne und bei angenehm warmen Temperaturen radelt es sich locker zum vereinbarten Treffpunkt am Liebertwolkwitzer Markt.
Von irgendwoher schallten schon die Fanfaren...
Hundert Kilometer - maximal - sollen es heute werden, denn ein wenig Zeit für Bratwurst und ein (halbes ?) Bierchen soll ja schließlich auch sein.
Bis Holger eintrifft, genieße ich die Sonnenstrahlen - möglichst jeden einzeln - denn so viele gab es ja dieses Jahr noch nicht davon.


Halb elf dann  rollen wir locker nach Süden, der Wind weht etwas von Südost, das ist auszuhalten.
Die richtigen "Männer" mit Bollerwagen sind nicht zu erblicken. Stattdessen sind viele Radler in Familie unterwegs.

 

Störmthaler See, Urlaubsgefühle am ehemaligen Braunkohlenloch, hinter Espenhain am Hainer See entlang und hastdusnichtgesehen, sind wir durch das grüne Wyhratal ratzbatz in Borna.
Borna - kennt man maximal vom Durch- oder Vorbeifahren.

 

Man hat sozusagen keinen Begriff davon, dass es hier auch ein kleines, mittlerweile recht liebevoll saniertes Stadtzentrum gibt. Menschen sind allerdings nur selten zu erblicken. Aber die werden draußen im Grünen auf der Datsche sitzen und den "Männertag" feiern. Oder mit der Familie durch die weite Seenlandschaft hier in Leipzigs Süden radeln.

Dass wir es heute noch bis an die Adria schaffen - wer hätte das je gedacht - die habe ich mir zwar irgendwie anders vorgestellt - na ja. Bis Deutzen ist es jedenfalls danach nicht weit.
Deutzen, Neukieritzsch - das klingt auch nach Kohle. Nicht nach viel Kohle - die Geldsäcke leben woanders, sondern nach Braunkohle, Dreck, schwarzem Ruß, Schwefelgestank.
Nix ist mehr davon zu ahnen. Die Landschaft ist weit, man würde nebenan das Riesenloch des SchleenhainerTagebaus kaum vermuten.


Der bullige Typ am Grill in Neukieritzsch bereitet die Bratwürste mit viel Liebe Stück für Stück einzeln zu, der Mutzbraten (sprich Muuuutzbradn) ist auch nicht von schlechten Eltern und mit einem Bierchen dazu lässt es sich hier gut aushalten.


Lippendorf - endlich bietet sich heute einmal die Möglichkeit, dieses gigantische Kraftwerk aus der Nähe anzusehen. Landschaft ist im Augenblick sowieso nicht viel - also dann Kraftwerk angucken. Die nötigen Fakten dazu kann man sich auf Wikipedia nachlesen. Was auffallend ist, ist dass außer der Sterilität, die hier die Sinne erwartet, nichts auffallend ist. Kein Dreck, kein Gestank, kein Lärm.
Eine riesige Maschinerie, Menschen sind auch hier nicht zu sehen, die Leipzig und die Region mit Energie versorgt. Und auch wenn Braunkohle immer noch kein ökologisch wertvoller Rohstoff ist, die Energiegewinnung erfolgte in der Vergangenheit wesentlich umweltfeindlicher.  Beeindruckend und beängstigend.
Die übermäßig großen Kraftwerksblöcke und Kühltürme wirken in den sparsam reduzierten Formen und Linien sehr futuristisch. "Schöne neue Welt" fällt mir da ein. Oder Fritz Langs Metropolis...
Ist das hier die Zukunft?

Zwenkau - am Hafen des nun vollständig gefluteten Zwenkauer Sees gibt es viele Leute, Ausflügler, ein Freisitz mit Kesselgoulasch und viel WInd. Außerdem wird als Zugabe ein schöner Panoramablick über die Seefläche auf Leipzigs Skyline geboten.
Wenn das nichts ist...

Nach der obligatorischen Rast, einem Blick von der Aussichtsterrasse hoch oben und einem Kurzbesuch in der kleinen Ausstellung zur Geschichte des Zwenkauer Tagebaus rollen wir nun mit Rückenwind entspannt um den See und etliche Familienradler umkurvend entlang der Elster gen Leipzig, wo "Fränk Schleck" heute den Grillmeister gibt und wir unsere kleine schöne "Männertagsrunde" ausklingen lassen können.


Erst auf dem Heimweg treffe ich noch auf verstreute Herren, die heute wohl doch etwas intensiver in die Flasche geguckt hatten.
Aber alles ist friedlich.

 

117 Kilometer für heute - das ist doch ein Neuanfang - geht (nein rollt) doch wieder...


Ein schöner Tag.

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